* 27. März 1949
von Lutz Lesle
Essay
„Mein Interesse richtet sich auf Form, Ausdruck und Instrumentation. Ob das modern ist oder nicht, ist mir vollkommen gleichgültig: Stilprobleme interessieren mich nicht, solange ich nur nicht reproduziere“ (Ruders, zit. n. Beyer 2005, 31; alle Übers. von Lutz Lesle). Als praxisorientierter Kirchenmusiker zeigte Ruders von Anfang an wenig Neigung, sich an kunsttheoretischen Erörterungen und ästhetischen Richtungskämpfen zu beteiligen. Diesen „anti-intellektuellen Zug“ seines Studienfreunds kommentiert der zwei Jahre ältere Komponist Karl Aage Rasmussen: „Ruders drückt sich aus; er komponiert keine Reaktionen“ (Rasmussen 1991, 79). Er „will kommunizieren, will unterhalten, bereichern und verstören“, umreißt Peder Kaj Pedersen 2003 die Wirkungsabsicht des Komponisten, den er in Gads Musikleksikon mit dem Satz zitiert: „Das Publikum herauszufordern, ist weniger herablassend, als so zu tun, als existiere es gar nicht.“ – „Ruders will Eindruck hervorrufen“, notiert der dänische Musikpublizist Anders Beyer; „er will den Hörer … ins Labyrinth der Seele entführen.“ Um seine Phantasie lenken zu können, sei „ein Moment musikalischer Wiedererkennbarkeit“ vonnöten. Daher knüpfe Ruders „technisch, formal und harmonisch an klassische Musik an“, die den „Referenzrahmen“ seines Frühwerks bilde. Ruders' Musik der frühen Jahre stelle die ganze Zeit die Frage: „Wozu können wir die Tradition gebrauchen?“ ...